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Verletzt: Menschenrechte im Wittekindshof

20.01.2021
Frau Middendorf

Ob sueddeutsche.de, westfalen-blatt.de oder kobinet-nachrichten.org: Medienberichten wie diesen zufolge sollen Bewohner*innen der Behinderteneinrichtung Wittekindshof in Bad Oeynhausen schwer misshandelt worden sein. Ermittelt werde, so ist in den Medien zu erfahren, gegen 145 Ärzt*innen, Betreuer*innen und Pflegende des Heilpädagogischen Intensivbereichs der Diakonischen Stiftung Wittekindshof. Es geht um Freiheitsberaubung und gefährliche Körperverletzung gegenüber Menschen mit anderen Lernmöglichkeiten/Menschen mit geistiger Behinderung. Die Ermittlungen laufen laut sueddeutsche.de bereits seit Herbst 2019. Bei mehreren Durchsuchungen habe die „Ermittlungskommission Herbst" viele Akten beschlagnahmt, deren Auswertung erst nach und nach das Ausmaß dieses Falls offenbare. Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen.

In einer Pressemitteilung vom 18. Januar 2021 bezieht Claudia Middendorf Position. Zu den Vorkommnissen erklärt die Landesbehinderten- und patientenbeauftragte: „Die Berichterstattung und Nachforschungen erlauben mir nun eine detaillierte Einschätzung der Sachlage. Sollten sich die Vorwürfe gegen die beschuldigten Beschäftigten bewahrheiten, müssen schnellstmöglich Konsequenzen gezogen werden. Ein Verhalten, wie es den Beschuldigten aktuell zur Last gelegt wird, ist nicht tolerabel und verurteile ich aufs Schärfste.“

In den Medien ist zu lesen, dass die Ermittlungen in Gang gekommen seien, weil die Schwester eines Menschen mit Behinderung Anzeige erstattet habe. Es geht bei den Ermittlungen und Vorwürfen nämlich sowohl um die Rechte der Menschen, die in Wohn- und Betreuungsangeboten untergebracht sind als auch um das Vertrauen der Angehörigen: Middendorf verlangt in der Pressemitteilung weiter, dass die Rechte zu jeder Zeit und ausnahmslos gewahrt werden und Angehörige sich darauf verlassen können müssten, dass die anvertrauten Personen gut versorgt sind. Übergriffe wie diese seien durch nichts zu rechtfertigen. „Gerade für den Personenkreis der Menschen mit Behinderungen müssen die Einrichtungen eine qualitativ hochwertige und der individuellen Lage angepasste Betreuung bieten. Es bedarf eines erfahrenen Fachpersonals, das besonnen und sensibel auf die Bewohnerinnen und Bewohner eingehe. Die Betroffenen brauchen eine Anlaufstelle, der sie vertrauten und die mehr bedeute als eine rein psychiatrische Unterbringung. Ich wünsche mir nun eine zügige und lückenlose Aufklärung der Vorkommnisse und ganz besonders, dass sich derartiges Fehlverhalten, auch im Ansatz, nicht wiederholen wird.“

Hier geht es zur Pressemitteilung.

Das KSL Detmold bezieht am 20. Januar 2021 Position zum Wittekindshof.

Update am 24. Januar 2021: Kritik an der Ausschussdebatte um den Wittekindshof finden Sie auf kobinet-nachrichten.org.

Update am 25. Janaur 2021: Thomas Künneke kommentiert zur Frage Schuld und Vergebeung auf kobinet-nachrichten.org.