Wo finde ich eine barrierefreie Toilette? An welchen Straßen sind Pflastersteine oder Steigungen vorhanden? Wo gibt es behindertengerechte Parkplätze?
Beim Ziel, inklusive Stadtkarten auf Geoportalen in NRW entstehen zu lassen, hat das KSL.Düsseldorf mit der Stadt Ratingen jetzt einen wichtigen Meilenstein gesetzt. All diese Fragen können sich Bürger*innen der Stadt Ratingen mit ein paar Klicks auf den digitalen Inklusionskarten im Geoportal der Stadt selbst beantworten.
Die digitalen Karten verbessern die Orientierung von Menschen mit Beeinträchtigung, unterstützen sie im Alltag und in ihrer Mobilität. Somit leisten sie einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Teilhabe. Wünschenswert wäre, dass die Zusammenarbeit mit der Stadt Ratingen fortgeführt wird und die Karten weiterentwickeln werden.
Die neue Kategorie „Digitale Inklusionskarte“ enthält gleich drei Karten: „Behindertentoiletten“, also Standortname, Adresse, Öffnungszeiten, „Öffentliche Behindertenparkplätze“, also Adresse, zusätzliche räumliche Beschreibung wie zum Beispiel „vor Apotheke“ und die Anzahl sowie „Böden und Wege“, also Pflasterstein-Bodenbelag, Treppen sowie Steigungen über 6 Prozent auf öffentlichen Straßen und Wegen. Zudem nochmal die Radreparationsstationen und Behindertentoiletten.
Die Bedienung ist intuitiv: Die Karten enthalten leicht verständliche Symbole, die beim Anklicken weitere Informationen anzeigen. Nutzer*innen können verschiedene Darstellungen auswählen, Größen einstellen und eigene Anmerkungen integrieren. Die Plattform funktioniert auf dem Smartphone ebenso wie auf dem PC.

Gero Büskens, Projektmitarbeiter für Digitale Barrierefreiheit beim KSL.Düsseldorf (links) und Niklas Büskens, Leiter Geoinformationsdienste der Stadt Ratingen
Ein Zeichen für Barrierefreiheit in Ratingen
„Mit den Inklusionskarten auf unserem Geoportal setzen wir ein weiteres wichtiges Zeichen für Barrierefreiheit und Inklusion in Ratingen“, sagt der Ratinger Sozialdezernent Harald Filip. „Die Karten sind nicht nur für Menschen mit Beeinträchtigung sehr hilfreich, sondern auch für Seniorinnen und Senioren, Begleitpersonen oder Eltern mit Kinderwagen.“
Die drei digitalen Inklusionskarten findet man auf www.ratingen.de, am einfachsten, indem man das Stichwort Inklusionskarte ins Suchfeld eingibt oder indem man das Geoportal ansteuert.
Hintergrund
Die Idee, Karten zu den Themen Inklusion und Barrierefreiheit zu erstellen, entwickelte das KSL.Düsseldorf. Dieses setzt sich im Regierungsbezirk Düsseldorf für das selbstbestimmte Leben von Menschen mit Beeinträchtigung ein. Mit der Stadt Ratingen, die seit 2023 ein städtisches Geoportal unterhält, haben wir einen Partner gefunden, der sich rasch entschlossen hatte, die Idee umzusetzen. Begleitet wurde das Projekt zu Beginn vom Beirat für Menschen mit Behinderung in Ratingen.
Warum kommunale Geoportale?
Im ersten Beitrag über das Modellprojekt in Ratingen habe ich die Geoportale in einem Interview eingeordnet, denn es gibt ja auch andere Anbieter digitaler Karten, wie zum Beispiel Wheelmap.org.
Warum ist es wichtig, dass es dennoch – und zusätzlich – kommunale Angebote gibt?
Gero Büskens: Genau. Karten mit vergleichbaren Schwerpunkten werden bereits angeboten. Grundlegend ist beim Modellprojekt, dass die Städte die digitalen Karten erzeugen und unterhalten. Dies hat diverse Vorteile:
- Zuerst entspricht es der Inklusion, dass die Karten normale Angebote auf Geoportalen werden. Damit stehen sie auf keiner gesonderten Internetseite. Dies vereinfacht zudem den Zugriff und Unterhalt.
- Wir möchten Inklusivität als Teil der transparenten Selbstdarstellung von Städten etablieren. Dies verankert Barrierefreiheit und inklusive Stadtplanung insgesamt weiter. Auch werden die Karten so ohne Abhängigkeit von Konzernen bzw. datenschutzkonform geboten.
- Durch ihre Geoportale bleibt die Fähigkeit zur Anpassung der Inhalte bei den Städten. Sie können diverse Ausgangssituationen bedenken, statt den Fokus z.B. nur auf Menschen mit Rollstuhl zu legen.
- Den Städten sind viele der möglichen Informationen bereits bekannt. Sie haben etwa ihre barrierefreien Toiletten oder Parkplätze selbst erfasst. Deshalb ist der Aufwand oft überschaubarer als vielleicht angenommen. Auch veröffentlichen einige Städte zum Beispiel bereits Karten zu Behindertenparkplätzen. Dann gilt es, das Prinzip weiter auszubauen.
- Bei dem Modellprojekt ist uns wichtig, dass die Inhalte nicht zufällig entstehen. In diesem Zusammenhang arbeiten wir etwa mit dem Beirat für Menschen mit Behinderung der Stadt Ratingen zusammen. So gestalten praktische Erfahrungswerte partizipativ die digitalen Inhalte und die Städte erhalten Beratung aus erster Hand. Die Karten entstehen also auch grundsätzlich in inklusiver Zusammenarbeit.
- Wie bei Barrierefreiheit allgemein besteht ein Mehrwert für alle Menschen. Beispielsweise könnte auf einer Karte zu Bodenbeschaffenheiten nachgeschaut werden, ob der Transport von Waren per Fahrrad funktioniert. Denkt man nur ein Bisschen „Out of the Box“ eröffnen sich viele Informationen rund um Mobilität, Freizeit und Wohnen. Die Städte veröffentlicht einen modernen Mehrwert für alle Menschen.
Das ausführliche Interview finden Sie im Blog-Beitrag #32.