Ein Interview mit der neuen Leiterin des KSL.Münster Debora Stockmann, das zeigt, welche Ziele sie verfolgt | KSL.NRW Direkt zum Inhalt
Fotos von Lisa Vössing und Debora Stockmann vor lila-farbigen Kacheln des KSL.Münster/Darauf steht Fensterblick Münster

Fensterblick NRW

Mensch hebt Finger in einem Warndreieck

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von Lisa Vössing und Debora Stockmann (v.l.)/ Interview / KSL hinterfragt

Lisa Vössing: Hallo zusammen! Mein Name ist Lisa Vössing. Ich bin Referentin für Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung beim KSL.Münster. Bevor es hier mit der Vorstellung der Projektleiterin losgeht, gebe ich vorneweg noch diese Information: Einige schwierige Wörter werden am Ende des Textes erklärt. Diese Wörter sind durch ein Sternchen im Text gekennzeichnet.
Ich habe heute eine Frau neben mir sitzen, eine meiner Kolleginnen, um genauer zu sein. Magst du dich vielleicht selbst einmal vorstellen und erzählen, welche Aufgabe du beim KSL.Münster hast, Debora?

Debora Stockmann: Ich bin Debora Stockmann. Ich bin seit Januar dieses Jahres Projektleitung beim KSL.Münster. Das heißt also, dass ich jetzt schon seit einer kleinen Weile hier dabei sein darf.

Lisa Vössing: Ja, dreieinhalb Monate sind es jetzt knapp. Wir haben dir also ein wenig Zeit gegeben, dich einzugewöhnen. Aber jetzt möchten wir dich doch noch etwas besser kennenlernen. Magst du mal erzählen: Bist du gut angekommen, hast du dich gut eingewöhnt?  

Debora Stockmann: Ja, ihr – mein Team – habt es mir da ja wirklich leicht gemacht, mich hier vor Ort einzufinden. Ich konnte mich sehr schnell von eurer positiven Haltung und euren verschiedenen Expertisen überzeugen. Und ich habe mir die vergangenen Monate vorranging die Zeit dazu genutzt, mir einen Überblick über all die wichtigen Themen der KSL zu verschaffen. Ich habe viele Gespräche geführt – mit meinem Team hier, aber auch mit den Kolleginnen und Kollegen der anderen KSL in NRW. Und ich habe auch die wichtigsten Personen und Netzwerke kennenlernen dürfen.

Lisa Vössing:  Du hast gesagt, du hast dich schon in die wichtigen Themen eingearbeitet: Dann wird sicher auch das Thema Inklusive Gesundheit dabei gewesen sein. Ich habe hier die KSL Konkret #4 Inklusive Gesundheit dabei. Unser Praxishandbuch für angehende Pflegekräfte. Denn ich weiß, dass es dazu eine Geschichte gibt. Magst du mir die erzählen?

Debora Stockmann: Ich war vor dieser Tätigkeit Leitung und Lehrkraft einer Pflegeschule, an der wir im Unterricht mit der Broschüre gearbeitet haben. So habe ich quasi wegen der Broschüre auch von den KSL erfahren und auch von der Stellenausschreibung. Das heißt, ich komme aus dem Bereich Gesundheit und Pflege und habe dort auch immer wieder mit den Themen Teilhabe und Inklusion Berührung gehabt.

Lisa Vössing: Wir setzen uns bei den KSL.NRW für die Belange von Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen ein. Und wir tun das nach dem Ansatz der UN-BRK: „nichts über uns ohne uns“. Ich frage mal ganz provokant: Du bist selbst nichtbehindert. Wieso hast du dich denn trotzdem beim KSL beworben, obwohl du nichtbehindert bist?

Debora Stockmann: Ich habe mir tatsächlich viele Gedanken dazu gemacht. Aber meine Nichtbehinderung bedeutet für mich eben, dass ich vergleichsweise privilegiert* bin und meine Privilegien nutzen möchte. Und ich denke, dass unser Team gerade dann inklusiv ist, wenn Menschen mit und ohne Behinderung, aus verschiedenen Generationen, Geschlechtszugehörigkeiten oder auch Kulturen miteinander arbeiten und sich gegenseitig unterstützen. Das heißt, ich möchte mein Wissen einbringen, aber vor allem das Wissen und die Erfahrung meines Teams unterstützen und voranbringen. Und das heißt eben auch, voneinander zu lernen und letztendlich natürlich vorranging von Menschen mit Behinderungen selbst zu lernen und sie zu fördern.

Lisa Vössing:  Du sprichst da indirekt etwas an, das man auch „Allyship“* nennt. Würdest du dich als Ally, also als Verbündete, bezeichnen?

Debora Stockmann: Ja, das finde ich schon treffend. Ich finde es wichtig, dass Menschen, die nicht direkt von Diskriminierung betroffen sind, aktiv und laut gegen diese und somit für Menschenrechte aller eintreten. Dabei versuche ich als nichtbehinderte, weiße, Cis-Person* für die Rechte von diskriminierten Personen einzustehen, ohne diesen ihre Bühne zu nehmen. Wir dürfen außerdem nicht vergessen, wie viele mehrfach diskriminierte Personen es gibt. Antidiskriminierung und Intersektionalität sind also Themen, die mir wichtig sind. Bei Intersektionalität*, also dem Zusammenwirken mehrerer Diskriminierungen, denke ich zum Beispiel an queere Menschen* mit Behinderung.

Neben dem eher politischen Thema Queer und Behinderung möchte ich beim KSL aber auch das Thema inklusive Gesundheit weiter vorantreiben. Vor allem Palliative Care*, also die Begleitung sterbender Menschen, war immer eins meiner Herzensthemen, das ich gerne unter dem Aspekt Behinderung weiter angehen möchte.

Lisa Vössing:  Jetzt hast du schon kurz angerissen, welche Themen du beim KSL.Münster vorantreiben möchtest. Und so wie du über diese Themen gesprochen hast – und so wie ich dich in den vergangenen Monaten schon kennengelernt habe – bist du eine sehr empathische und reflektierte Person. Ich persönliche finde, das sind sehr wichtige Eigenschaften für eine Leitung – ohne dich jetzt total hoch loben zu wollen 😉. Aber erzähl doch mal, was gehört für dich noch dazu, Projektleitung zu sein?

Debora Stockmann: Ich finde es insgesamt für eine Leitungsposition und im Team sowie in der Arbeit mit Menschen wichtig, eine lösungsorientierte Kommunikation auf Augenhöhe zu leben. Also miteinander zu arbeiten, voneinander zu lernen, sich sensibel auszudrücken und gegenseitig wertzuschätzen. Mir ist es gleichzeitig wichtig, eine Fehlerkultur zu leben. Das heißt, auch offen für neue Impulse zu sein und anzunehmen. Und ich als Leitung sehe es als meine Aufgabe, darauf zu achten. Als Leitung sehe ich es auch als meine Aufgabe, meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihren Stärken und Expertisen zu unterstützen und die Zusammenarbeit zu strukturieren und zu optimieren.

Lisa Vössing:  Dann habe ich noch eine letzte Frage an dich, und zwar: Auf welche Veranstaltung, bei der das KSL.Münster mitwirkt, freust du dich denn am meisten?

Debora Stockmann: Wir stecken gerade in der Planung eines Standes bei den Landesspielen der Special Olympics hier in Münster. Vor allem auf das inklusive Forum, das wir unter anderem mit der Aktivistin Natalie Dedreux veranstalten. Dann freue ich mich natürlich sehr drauf, weiter hier Termine im Regierungsbezirk Münster zu haben und ins Gespräch mit den Menschen hier zu kommen. Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit mit den anderen KSL-Standorten in NRW, aber auch mit den Projekten unseres Trägers: der LAG Selbsthilfe NRW. Und nicht zuletzt freue ich mich auf den wertschätzenden und bereichernden Austausch mit euch – also meinem Team vor Ort.

Lisa Vössing:  Vielen Dank für das Gespräch, Debora.

Debora Stockmann: Danke auch von meiner Seite.

Eine Grafik mit Stilelementen des KSL Münster

Kompetenzzentrum Selbstbestimmt Leben
für den Regierungsbezirk Münster

Neubrückenstraße 12 – 14
48143 Münster

Telefon: 02 51 – 98 29 16 40
E-Mail: info@ksl-muenster.de
Internet: www.ksl-muenster.de

* Schwierige Wörter aus dem Text:

1. Privilegiert sein / Privilegien haben:

Das bedeutet, dass manche Menschen etwas Besonderes dürfen, was andere nicht dürfen. Das kann zum Beispiel ein Vorteil sein. Aber nicht alle Menschen haben diese Vorteile. Manchmal bekommen bestimmte Gruppen oder Personen mehr Rechte oder bessere Möglichkeiten als andere. Das nennt man Privilegien.

2. Allyship und Ally:

Der Begriff „Allyship“ ist ein englisches Wort. Es heißt auf Deutsch so viel wie „Bündnis“ oder „Partnerschaft“. Allyship beschreibt, wie Menschen einander unterstützen können. Ein „Ally“ ist demnach eine Person, die sich mit anderen Personen verbündet. Ein Ally setzt sich für Menschen ein, die ungerecht behandelt werden. „Allys“ – also verbündete Menschen – haben dabei mehr Privilegien als die Menschen, die sie unterstützen. Ein Ally ist zum Beispiel eine nichtbehinderte Person, die für die Rechte von Menschen mit Behinderungen kämpft.

3. Cis-Person:

Wenn man eine Cis-Person ist, heißt das, dass man das richtige Geschlecht bei der Geburt zugewiesen bekommen hat. Bei der Geburt haben Ärzt*innen und die Eltern zum Beispiel gesagt: Das Kind ist ein Junge oder das Kind ist ein Mädchen. Sie haben also dem Kind ein Geschlecht zugewiesen. Wenn das Kind das Geschlecht für sich richtig findet, bedeutet das, dass es „Cis“ ist. Es ist dann eine „Cis-Person“.

4. Intersektionalität:

Intersektionalität heißt, dass eine Person von mehreren Diskriminierungsformen oder mehreren Formen sozialer Ungleichheit betroffen sein kann. So wird z. B. eine schwarze behinderte Frau, nicht nur als behinderte Person, sondern auch als Frau und als schwarze Person diskriminiert. Durch die verschiedenen Diskriminierungsformen entsteht eine besondere Form der Unterdrückung und Ungerechtigkeit.

5. Queer:

Viele Menschen sagen „ich bin queer“, wenn sie lesbisch sind oder schwul, oder bi-sexuell oder trans* oder inter*.

6. Palliative Care:

Bei Palliative Care geht es um die Versorgung von Menschen mit einer oder mehreren schweren unheilbaren Erkrankungen. Durch diese Erkrankungen wird die Lebenszeit begrenzt. Bei Palliative Care ist nicht mehr vorranging das Ziel, die Krankheit zu bekämpfen, sondern die Beschwerden zu lindern und damit die Lebensqualität zu steigern.


April 2024